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  • AutorenbildTed Mönnig

Wagemut mit Augenmaß


Nach einem Schlaganfall ist das Leben noch längst nicht vorbei!


Auch nicht das Leben als Sportler.


Es beginnt jedoch eine andere Zeitrechnung. Ein anderes Bewusstsein verschafft sich Geltung. Bisherige Ansprüche müssen zwangsläufig hinterfragt, neue Ziele mit Bedacht gesteckt werden.


So auch bei meiner sonntäglichen Laufrunde. Die Einladung der Trail-Explorer zu einem Geländelauf in Wildeshausen über 18 Kilometer habe ich ausschlagen müssen. Ein solches Vorhaben ist nach jetzigem Ermessen noch weit außerhalb meiner Möglichkeiten, zumal ich auch das anvisierte Tempo niemals hätte mithalten können.


Die letzten Trainingsläufe bewegten sich im Rahmen von zehn bis zwölf Kilometer. Diese Größenordnung peile ich heute auch an, natürlich in sehr gemäßigtem Schritt. Flugs die Rennsemmeln geschnürt und raus! Ein Sonnenstrahl streift mein Gesicht. Tatsächlich! Zum ungläubigen Blinzeln gesellt sich ein Lächeln. So müssen Läufe beginnen!


Und doch laufen die Gedanken immer mit. Sie wandeln auf einem schmalen Grat. Bei jedem Atemzug höre ich achtsam in meinen Körper hinein. Spüre ich meinen Puls, ist er schon zu hoch. Andererseits muss er auf einem gewissen Level sein, damit alle Körperregionen gut durchblutet werden. Wie geht es den Beinen? Ist der Körper erschöpft, spüre ich das zuerst im Rücken. Der sagt keinen Mucks. Könnte ich mich mit jemandem unterhalten, ohne Schnappatmung zu bekommen? Bin ich aufmerksam und Herr meiner Sinne? Reicht der Akku, um nach Hause zu gelangen, ohne mich völlig verausgabt zu haben? Wann ist eine Pause angebracht und wann muss ich auch mal beißen? Solange ich die Umgebung auf mich wirken lassen und dabei meinen Gedanken nachhängen kann, geht es auch dem Kopf gut. Zwischendurch teste ich mein Gesichtsfeld. Wie weit kann ich nach links sehen, ohne den Kopf drehen zu müssen? Schließlich gehört dies dazu, um auf andere Verkehrsteilnehmer zu achten.


Hin und wieder meldet sich die Uhr, wenn ein weiterer Kilometer hinter mir liegt. Mein heutiges Tempo ist nicht wettkampfreif, aber das hat auch keine Priorität.


Irgendwann steht eine Zwölf vor dem Komma und meine Orientierung sagt mir, dass es noch rund drei Kilometer bis nach Hause sind. Alle Anzeigen stehen auf grün, das fühlt sich richtig gut an. Als ich in meine Einfahrt einbiege, habe ich gute 15 Kilometer geschafft.


Zurückblickend stelle ich fest, dass es zwar anstrengend war, aber noch zwei Kilometer mehr möglich gewesen wären. Genau der richtige Zeitpunkt, das Ziel zu erreichen.


Vorausschauend weiß ich, dass der Gedanke an den Hamburg-Marathon 2024 möglicherweise noch etwas verfrüht ist. Ganz abwegig ist er jedoch nicht.

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