top of page

Ankommen, akklimatisieren, erkunden, entdecken

  • Autorenbild: Ted Mönnig
    Ted Mönnig
  • 15. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

ree

Meine Heimat für diese Woche und der Ausgangspunkt meiner Aktivitäten ist die Stadt Ptuj, etwa dreißig Kilometer südöstlich von Maribor gelegen. Wenn auch mit rund 18.000 Einwohnern nur unwesentlich größer als Dinklage, darf Ptuj sich rühmen, die älteste Stadt Sloweniens zu sein. Geschichtliche Erwähnungen gehen bis ins Jahr 6 n. Chr. zurück.


(Zum besseren Verständnis: ich gebe hier nur meine persönlichen Eindrücke, verknüpft mit dazu gehörigen allgemeinen Informationen wieder. Wer mehr über Ptuj erfahren möchte, ist bei Wikipedia besser aufgehoben.)



ree

Das Stadtbild von Ptuj wird beherrscht von der Burg, die auf einem Hügel thront und von den Häusern der Altstadt schön eingerahmt wird. Auch wenn es von unten gefährlich hoch aussieht, ist der Aufstieg zur Burg gut zu bewältigen. Ich habe den Weg „außen herum“ genommen und es waren nur 2 km und auch der Anstieg hält sich mit gut fünfzig Metern noch in Grenzen. Das schwierigste dabei ist das holprige mittelalterliche Pflaster aus rund gewaschenen Steinen jeglicher Größe in den Straßen und Gassen, das zwar schön urig aussieht, aber auf Schritt und Tritt zum Stolpern einlädt. Oben angekommen werde ich belohnt von einem atemberaubenden Ausblick auf die Stadt, die Drau – die hier schon eine beträchtliche Breite hat, und den Stausee. Wenn ich die Umgebung der Stadt auch als bergig wahrnehmen möchte, ist die gleichermaßen malerische wie Ehrfurcht gebietende Kulisse der mächtigen Alpen hier nur noch als Silhouette aus verschiedenen Grau-Nuancen in respektvoller Entfernung präsent. Den Stausee werde ich gleich noch mit einer Begrüßungs-Umrundung beehren. Damit und mit einem köstlichen Abendessen aus dreierlei Filets auf Rucola mit Beilagen aus gegrilltem Gemüse und einer Kartoffelvariation wird mein Anreisetag zu Ende gehen.


Die erste Überraschung des nächsten Tages hätte ich mir gern erspart. Ich hatte mich ja schon damit abgefunden, dass mein Zimmer so winzig ist, dass kein Tisch, an dem ich hätte frühstücken und schreiben können, mehr hinein passt. Immerhin hat das Hostel einen schnuckeligen kleinen Innenhof, der genau dazu einlädt. Doch meine Hoffnung, in der zum Haus gehörenden Bäckerei frühstücken zu können, zerschlägt sich schnell. Es gibt zwar eine gute Auswahl an Brötchen und auch Tee und Kaffee ist (aus einem Automaten) zu bekommen, aber es fehlt an jeglichem Belag. Also wird noch ein Gang zum Supermarkt fällig sein, bevor ich mich ausreichend für meine Aktivitäten des Tages stärken kann.



ree

Nach dem ausgiebigen Frühstück fühle ich mich bereit für einen Entdeckungsgang durch die Stadt. Ist es bei dem gestrigen Lauf vor allem darauf angekommen, neben all den neuen Eindrücken nicht den Blick für den richtigen Weg zu verlieren, kann ich heute nach Herzenslust kreuz und quer durch die Innenstadt stromern. Meine Schritte führen mich zunächst wieder zu der Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die Drau, wo sich direkt die zahllosen Gassen und Gäßchen der Altstadt anschließen. Irgendwie führen sie alle hinauf zur Burg und so lasse ich mich bereitwillig leiten. Das hier allgegenwärtige Kopfsteinpflaster kenne ich noch von gestern und heute macht es mir weniger aus, was nicht heißen soll, dass ich weniger auf meine Schritte achten muss.


ree

In den Burgmauern angekommen gewahre ich auch gleich einen Durchlass, den ich gestern auf meiner Laufrunde wohl übersehen haben muss. Er führt mich in einen wunderschönen Innenhof. Die Rasenfläche mit dem prächtigen Brunnen im Zentrum wird dreiseitig von mehrstöckigen Gebäuden im venezianischen Stil eingerahmt. Die Balkone mit den typischen Rundbögen sind noch sehr gut erhalten. Ich verzichte auf die bezahlte Führung, die mir sicher viele interessante Einblicke und Informationen verschafft hätte und lasse nur das Bild auf mich wirken. Es hat etwas beruhigendes, hier in diesem Areal zu stehen und den Blick schweifen zu lassen. Aber ich kann mir auch gut vorstellen, welcher Rummel hier zu mittelalterlichen Zeiten geherrscht haben muss. Obwohl ich hier noch lange verweilen könnte, reiße ich mich allmählich von diesem Ort los und gelange über Treppen und Gassen in die Innenstadt. Meine Orientierung versagt komplett, aber das ist überhaupt nicht schlimm. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein, nicht nur für mich, sondern schon seit Jahrhunderten. Nur das eine oder andere geparkte Auto bringt mich in die aktuelle Epoche zurück.



ree

Tische einer niedlichen Pizzeria ziehen meinen Blick auf sich. Jetzt, in der Mittagshitze, scheint hier noch nichts los zu sein, aber heute abend möchte ich gern hier essen. Allein das Ambiente macht Appetit. Einige Schritte weiter überblicke ich einen großen Platz, auf dem eine Bühne errichtet worden ist; viele Stuhlreihen gruppieren sich davor. Von einem Plakat erfahre ich, dass ein Musikfestival stattfindet, auch deutsche Künstler stehen auf dem Plan. Die Namen sind mir unbekannt, so gehe ich davon aus, dass der Schwerpunkt ins Klassische geht.


Durch die Fußgängerzone weht ein Hauch von Dolce Vita. Die Leute in den vielen Straßencafé’s lachen, sprechen laut und gestikulieren. Hin und wieder erschallt ein Ruf quer über die Straße. Meist wird er gleichermaßen ausgelassen erwidert. Die Kugel Eis kostet einsachtzig und ist doppelt so groß und ebenso lecker wie zu Hause. Nun tut sich eine neue Herausforderung auf: den Wettlauf gegen die Sonne zu gewinnen. Ich verliere ihn mit fliegenden Fahnen, aber alles hier fühlt sich so leicht und locker an, dass mich meine klebrigen Finger nicht stören. Irgendwo wird sich eine Stelle finden, wo ich sie abwaschen kann. Unversehens gelange ich so zum Busbahnhof, wo ich gestern angekommen bin. Ich checke die Fahrpläne und stelle erfreut fest, dass die Busse nach Maribor alle halbe Stunde hier abfahren, auch samstags. Obwohl ich heute noch keinen Gedanken an meine Abreise verschwenden möchte, macht sich diesbezüglich Gelassenheit in mir breit. Hier bieten sich mir alle Möglichkeiten!



ree

Mit vielen durchweg positiven Eindrücken schlendere ich zurück zum gegenüber liegenden Flussufer in der freudigen Gewissheit, dass ich heute Abend nochmals hier über die Brücke darf, um den Tag in besagter Pizzeria ausklingen zu lassen.

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Wurzeln

Man schrieb das Jahr 1941. Die Menschen, die hier in der Untersteiermark ihren kargen Lebensunterhalt auf den Feldern und den Weinbergen...

 
 
 

Kommentare


Beitrag: Blog2_Post
  • Facebook
  • Twitter
  • LinkedIn

©2020 alles andere als normal. Erstellt mit Wix.com

bottom of page